Nach dem Ersten Weltkrieg entstand in Frankfurt am Main ein einzigartiges Modernisierungs- und Gestaltungsprojekt, das als „Das Neue Frankfurt“ vor allem in die Architekturgeschichte eingegangen ist.
Kuratoren: Prof. Dr. Klaus Klemp und Prof. em. Friedrich Friedl, Peter Zizka und Matthias Wagner K (zeitgenössische Positionen)
Es handelte sich dabei jedoch um ein sehr viel umfangreicheres Vorhaben, das politische, gesellschaftliche und gesamtkulturelle Dimensionen besaß und keinen geringeren Anspruch hatte, als eine neue Stadt und eine neue Gesellschaft zu erschaffen. In der Ausstellung Alles neu! wurde erstmalig eine systematische Aufarbeitung dieser Epoche für den Bereich Typografie und Grafikdesign vorgenommen.
Die Schau stellte die 1920er Jahre ins Zentrum, spannte den zeitlichen Bogen weiter über die Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre und wurde durch Spotlights auf die lebendige Designszene heute ergänzt.
1920er Jahre: Neue Typografie in der Sammlung Philipp Albinus
Ausgangspunkt der Ausstellung war eine rund 7.000 Stücke umfassende Sammlung von Geschäfts- und Privatdrucksachen aus dem Nachlass des Buchdruckermeisters und Schriftsetzers Philipp Albinus, einem der wichtigsten Vertreter der „Neuen Typographie“.
Bis in die 20er Jahre wurden in Drucksachen gebrochene Schriften verwendet, die noch auf die Zeit der Erfindung des Buchdrucks zurückgingen. Mit der „Neuen Typographie“ zog die Gestaltungsmoderne innerhalb weniger Jahre in den Bereich der gedruckten Schriften ein.
Wichtige Akteure waren zudem die ansässigen Schriftgießereien, die das Rhein-Main-Gebiet zum wichtigsten Standort für die Reform der Typografie machten. Die Gießereien vertrieben die neuen Schrifttypen und beförderten die Durchsetzung der „Neuen Typographie“ damit entscheidend. Hierzu zählt auch die erste populäre Reformschrift Futura; sie wurde zu einer der erfolgreichsten Schriften des 20. Jahrhunderts.
Nachkriegszeit
Nach 1945 war Frankfurt nicht zuletzt durch die Ansiedlung US-amerikanischer Werbeagenturen, durch Verlage wie Suhrkamp und S. Fischer und den Einfluss der Kasseler Plakatschule ein Hotspot des typografischen und werbegrafischen Geschehens der Zeit, wofür die Ausstellung „Alles neu!“ zahlreiche Beispiele zeigt.
In den 1980er Jahren entstand entlang der ehemaligen Industriezone Hanauer Landstraße eine Art Kreativmeile mit neuen kleinen Agenturen und Künstlerateliers. An der HfG Offenbach brachte der Fachbereich Visuelle Kommunikation zahlreiche junge Gestalter hervor. Durch die Möglichkeiten des digitalen Gestaltens und der Computertypografie begann eine neue Phase der Frankfurter Designgeschichte, die nicht mehr auf Einfachheit und Reduktion beruhte, sondern in der nun auch konstruktive Verstörungen und Irritationen in den Vordergrund traten.
Heute
Die intensive Spurensuche in der Vergangenheit wurde in „Alles neu!“ ergänzt durch aktuelle gestalterische Positionen, die auf die neu entstandenen urbanen Erlebniswelten in der Rhein-Main-Region und Frankfurt seit den 1990er Jahren reagierten und dabei neue Strategien und Alternativen im Umgang mit Typografie und Grafik als Kommunikationsdesign entwickelten. Dass sich dabei Schnittstellen bildeten, an denen unterschiedliche Designkonzepte aufeinanderprallten, es knirschte und krachte, war durchaus beabsichtigt.
After the First World War, a unique modernization and design project emerged in Frankfurt am Main, which has gone down in architectural history as "The New Frankfurt".
It was, however, a much more extensive project with political, social and overall cultural dimensions, and had no lesser ambition than to create a new city and a new society. The exhibition Alles neu! was the first systematic reappraisal of this epoch in the field of typography and graphic design.
The show focused on the 1920s, spanned the time span further into the post-war period and into the 1980s, and was supplemented by spotlights on the lively design scene today.
1920s: New Typography in the Philipp Albinus Collection The starting point of the exhibition was a collection of around 7,000 pieces of business and private printed matter from the estate of the master printer and typesetter Philipp Albinus, one of the most important representatives of "New Typography".
Up until the 1920s, broken fonts were used in printed matter, dating back to the time of the invention of letterpress. With the "New Typography", modern design moved into the field of printed typefaces within a few years.
Other important players were the local type foundries, which made the Rhine-Main area the most important location for the reform of typography. The foundries distributed the new typefaces and thus decisively promoted the implementation of "New Typography". This included the first popular reform typeface Futura; it became one of the most successful typefaces of the 20th century.
Postwar period After 1945, Frankfurt was a hotspot of the typographic and advertising events of the time, not least due to the arrival of US advertising agencies, publishers such as Suhrkamp and S. Fischer, and the influence of the Kassel poster school, of which the exhibition "Alles neu!
In the 1980s, a kind of creative mile with new small agencies and artists' studios was created along the former industrial zone Hanauer Landstrasse. At the HfG Offenbach, the department of visual communication produced numerous young designers. Through the possibilities of digital design and computer typography, a new phase in Frankfurt's design history began, which was no longer based on simplicity and reduction, but in which constructive disturbances and irritations now came to the fore.
Today In "Alles neu!", the intensive search for traces of the past was supplemented by current design positions that reacted to the newly created urban worlds of experience in the Rhine-Main region and Frankfurt since the 1990s, developing new strategies and alternatives in dealing with typography and graphics as communication design. The fact that interfaces were formed where different design concepts collided, crunched and crunched, was quite intentional.
Curators: Prof. Dr. Klaus Klemp and Prof. em. Friedrich Friedl, Peter Zizka and Matthias Wagner K (contemporary positions)
Nach dem Ersten Weltkrieg entstand in Frankfurt am Main ein einzigartiges Modernisierungs- und Gestaltungsprojekt, das als „Das Neue Frankfurt“ vor allem in die Architekturgeschichte eingegangen ist.
Kuratoren: Prof. Dr. Klaus Klemp und Prof. em. Friedrich Friedl, Peter Zizka und Matthias Wagner K (zeitgenössische Positionen)
Es handelte sich dabei jedoch um ein sehr viel umfangreicheres Vorhaben, das politische, gesellschaftliche und gesamtkulturelle Dimensionen besaß und keinen geringeren Anspruch hatte, als eine neue Stadt und eine neue Gesellschaft zu erschaffen. In der Ausstellung Alles neu! wurde erstmalig eine systematische Aufarbeitung dieser Epoche für den Bereich Typografie und Grafikdesign vorgenommen.
Die Schau stellte die 1920er Jahre ins Zentrum, spannte den zeitlichen Bogen weiter über die Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre und wurde durch Spotlights auf die lebendige Designszene heute ergänzt.
1920er Jahre: Neue Typografie in der Sammlung Philipp Albinus
Ausgangspunkt der Ausstellung war eine rund 7.000 Stücke umfassende Sammlung von Geschäfts- und Privatdrucksachen aus dem Nachlass des Buchdruckermeisters und Schriftsetzers Philipp Albinus, einem der wichtigsten Vertreter der „Neuen Typographie“.
Bis in die 20er Jahre wurden in Drucksachen gebrochene Schriften verwendet, die noch auf die Zeit der Erfindung des Buchdrucks zurückgingen. Mit der „Neuen Typographie“ zog die Gestaltungsmoderne innerhalb weniger Jahre in den Bereich der gedruckten Schriften ein.
Wichtige Akteure waren zudem die ansässigen Schriftgießereien, die das Rhein-Main-Gebiet zum wichtigsten Standort für die Reform der Typografie machten. Die Gießereien vertrieben die neuen Schrifttypen und beförderten die Durchsetzung der „Neuen Typographie“ damit entscheidend. Hierzu zählt auch die erste populäre Reformschrift Futura; sie wurde zu einer der erfolgreichsten Schriften des 20. Jahrhunderts.
Nachkriegszeit
Nach 1945 war Frankfurt nicht zuletzt durch die Ansiedlung US-amerikanischer Werbeagenturen, durch Verlage wie Suhrkamp und S. Fischer und den Einfluss der Kasseler Plakatschule ein Hotspot des typografischen und werbegrafischen Geschehens der Zeit, wofür die Ausstellung „Alles neu!“ zahlreiche Beispiele zeigt.
In den 1980er Jahren entstand entlang der ehemaligen Industriezone Hanauer Landstraße eine Art Kreativmeile mit neuen kleinen Agenturen und Künstlerateliers. An der HfG Offenbach brachte der Fachbereich Visuelle Kommunikation zahlreiche junge Gestalter hervor. Durch die Möglichkeiten des digitalen Gestaltens und der Computertypografie begann eine neue Phase der Frankfurter Designgeschichte, die nicht mehr auf Einfachheit und Reduktion beruhte, sondern in der nun auch konstruktive Verstörungen und Irritationen in den Vordergrund traten.
Heute
Die intensive Spurensuche in der Vergangenheit wurde in „Alles neu!“ ergänzt durch aktuelle gestalterische Positionen, die auf die neu entstandenen urbanen Erlebniswelten in der Rhein-Main-Region und Frankfurt seit den 1990er Jahren reagierten und dabei neue Strategien und Alternativen im Umgang mit Typografie und Grafik als Kommunikationsdesign entwickelten. Dass sich dabei Schnittstellen bildeten, an denen unterschiedliche Designkonzepte aufeinanderprallten, es knirschte und krachte, war durchaus beabsichtigt.
After the First World War, a unique modernization and design project emerged in Frankfurt am Main, which has gone down in architectural history as "The New Frankfurt".
It was, however, a much more extensive project with political, social and overall cultural dimensions, and had no lesser ambition than to create a new city and a new society. The exhibition Alles neu! was the first systematic reappraisal of this epoch in the field of typography and graphic design.
The show focused on the 1920s, spanned the time span further into the post-war period and into the 1980s, and was supplemented by spotlights on the lively design scene today.
1920s: New Typography in the Philipp Albinus Collection The starting point of the exhibition was a collection of around 7,000 pieces of business and private printed matter from the estate of the master printer and typesetter Philipp Albinus, one of the most important representatives of "New Typography".
Up until the 1920s, broken fonts were used in printed matter, dating back to the time of the invention of letterpress. With the "New Typography", modern design moved into the field of printed typefaces within a few years.
Other important players were the local type foundries, which made the Rhine-Main area the most important location for the reform of typography. The foundries distributed the new typefaces and thus decisively promoted the implementation of "New Typography". This included the first popular reform typeface Futura; it became one of the most successful typefaces of the 20th century.
Postwar period After 1945, Frankfurt was a hotspot of the typographic and advertising events of the time, not least due to the arrival of US advertising agencies, publishers such as Suhrkamp and S. Fischer, and the influence of the Kassel poster school, of which the exhibition "Alles neu!
In the 1980s, a kind of creative mile with new small agencies and artists' studios was created along the former industrial zone Hanauer Landstrasse. At the HfG Offenbach, the department of visual communication produced numerous young designers. Through the possibilities of digital design and computer typography, a new phase in Frankfurt's design history began, which was no longer based on simplicity and reduction, but in which constructive disturbances and irritations now came to the fore.
Today In "Alles neu!", the intensive search for traces of the past was supplemented by current design positions that reacted to the newly created urban worlds of experience in the Rhine-Main region and Frankfurt since the 1990s, developing new strategies and alternatives in dealing with typography and graphics as communication design. The fact that interfaces were formed where different design concepts collided, crunched and crunched, was quite intentional.
Curators: Prof. Dr. Klaus Klemp and Prof. em. Friedrich Friedl, Peter Zizka and Matthias Wagner K (contemporary positions)